"Angesichts der Herausforderungen, vor die uns der demografische Wandel besonders in den ländlichen Räumen stellt, benötigen wir innovative neue Ansätze, um in der Arbeitswelt und bei der Daseinsvorsorge gut gerüstet zu sein. Die Digitalisierung ist eine Chance, damit diese Weichenstellung gelingt. Die jetzt geförderten Projekte aus der Region Weser-Ems sind ein gutes Beispiel dafür“, erklärte Frau Staatssekretärin Birgit Honé heute, anlässlich der Übergabe von zwei Förderzusagen zur neuen Richtlinie „Soziale Innovation“.
Mit der neu konzipierten Förderrichtlinie „Soziale Innovation“ hat die niedersächsische Landesregierung die Möglichkeit eröffnet, lokale und regionale Bedarfe und gute Ideen finanziell zu fördern. Die Entwicklung und Erprobung neuer, innovativer und übertragbarer Ansätze und Lösungen, um den sozialen Herausforderungen vor Ort zu begegnen, steht dabei im Mittelpunkt.
Gefördert wird das Projekt „Telepflege“. Projektträger ist die in Wittmund ansässige Vita-Akademie GmbH unter der Leitung von Melanie Philip. Im Förderbereich „Daseinsvorsorge“ geht es um die Entwicklung, Erprobung und Evaluation eines Telepflegemodells zur Sicherstellung und Verbesserung der Gesundheits- und Pflegedienstleistungen im ländlichen Raum. Erprobungsgebiete werden die Flächenlandkreise Oldenburg und die Wesermarsch sein.
Im Bereich des Landkreises Osnabrück und dem Nord-Westen von Weser-Ems wird das Projekt des Bildungswerks ver.di in Niedersachsen e.V. Region Osnabrück erprobt. Mit der neuartigen Transferagentur „Gute Arbeit“ sollen im Handlungsfeld „Arbeitswelt im Wandel“ neue Ansätze und Modelle zur Verbesserung der Arbeit durch achtsame Personal- und Organisationsentwicklung verbreitet werden, um gerade auch kleine und mittleren Unternehmen in Weser-Ems zu unterstützen. Gute und gesunde Arbeitsbedingungen müssen auch im Zeitalter der Digitalisierung gewahrt bleiben.
„Mit den beiden Projekten werden zwei zentrale Herausforderungen des demografischen Wandels in der Region Weser-Ems angegangen: nämlich die Sicherstellung der Pflege in der alternden Gesellschaft auch in ländlichen Räumen und die Digitalisierung in der Arbeitswelt“, freut sich der Landesbeauftragte Franz-Josef Sickelmann. “Aus den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte bin ich sehr zuversichtlich, dass die Region diese Veränderungen auch als Chance auffassen wird und sich aus den beiden Projekten übertragbare Lösungsansätze entwickeln werden“, betonte der Landesbeauftragte.
Hintergrundinformationen:
Was ist das Neue an der Richtlinie „Soziale Innovation“?
Der demografische und gesellschaftliche Wandel stellt Niedersachsen vor große Herausforderungen. Die Richtlinie ‚Soziale Innovation‘ soll helfen, gezielt neue und innovative Lösungsbeiträge zu den bestehenden Herausforderungen in zwei spezifischen Themenfeldern zu entwickeln.
Für Unternehmen, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Arbeitnehmer bedeutet dies große Herausforderungen zur Gestaltung einer an die demografischen Veränderungen angepassten und mit den Bedarfen der beteiligten Akteure vereinbaren Arbeitswelt.
Hinsichtlich der Daseinsvorsorge verlangt dieser Wandel neue Lösungen zum Erhalt und zur Sicherung des Zugangs zu sozialen Dienstleitungen insbesondere in ländlich-peripheren Räumen. Innovative Lösungsansätze sollen hier dazu beitragen, regionale Daseinsvorsorgestrukturen zu erhalten und so zur Sicherung der regionalen Attraktivität beizutragen.
Für beide Handlungsfelder, die Entwicklung und Erprobung neuer Wege bei der Anpassung von Unternehmen und Arbeitskräften an den Wandel sowie die Sicherung des Zugangs zu Gesundheits- und Sozialdienstleistungen, ist die Förderrichtlinie bewusst breit angelegt. Zum einen sollen so potenziell innovative Projektideen nicht bereits im Vorfeld aufgrund einer zu engen Definition des Fördergegenstandes ausgeschlossen werden. Zum anderen entspricht es dem Wesen und der Definition von Innovationen, dass diese heute im Vorfeld nicht genau zu definieren sind.
Der innovative Ansatz der Richtlinie soll dazu beitragen, sowohl Strukturen zu schaffen, die dazu führen, dass in den genannten Handlungsfeldern überhaupt innovative Projektideen entstehen, als auch diese umzusetzen und zu erproben.
Da die Herausforderungen regional höchst unterschiedlich ausfallen, ist die Maßnahme als regional bedeutsam eingestuft worden und wird daher unter Beteiligung der Ämter für regionale Landesentwicklung umgesetzt.
Informationen zu den geförderten Projekten - Steckbriefe
Projektname: Telepflege
Projektträger: Vita Akademie GmbH
Projektvolumen: 299.975,81 €
ESF-Mittel: 179.985,49 €
Fördergegenstand: Handlungsfeld: Daseinsvorsorge
Entwicklung, Erprobung und Evaluation eines Telepflegemodells, um den Zugang zu Gesundheits- und Pflegeleistungen im ländlichen Raum zu verbessert.
Im Zuge des demographischen Wandelns und der damit verbundenen Alterung der Gesellschaft offenbart sich in den Landkreisen Oldenburg und Wesermarsch mit Blick auf die Pflegebranche ein Spannungsverhältnis aus zunehmenden Bedarf an Pflegedienstleistungen bei gleichzeitig auftretendem Fachkräfteengpass. Das Projekt „Telepflege“ zielt daher darauf ab, die bereits im telemedizinischen Kontext validierte audiovisuelle Technikanwendungen in ambulanten Pflegesettings in diesen Landkreisen zu erproben und zu evaluieren. Der Fokus liegt dabei hauptsächlich auf der Primärversorgung, in der insbesondere Hilfskräfte und pflegende Angehörige am Einsatzort via audiovisueller Kommunikation durch Pflegefachkräfte unterstützt werden. Fachwissen wird demzufolge Pflegebedürftigen, Angehörigen und Pflege(hilfs)kräften orts- und zeitunabhängig und demzufolge ressourcenschonend zur Verfügung gestellt. Zusätzlich werden die Herausforderungen der Adaption des Telepflegemodells in weiterführenden Pflegeszenarien der Versorgungskette bis hin zur Einbindung ärztlicher Expertise reflektiert und analysiert. Auf diese Weise wird ein gesamtgesellschaftlich bedeutsamer Lösungsansatz zur Sicherung der öffentlichen Daseinsvorsorge geliefert, welcher leicht auf andere Regionen zu übertragen ist. Der Zugang zu Gesundheits- und Pflegeleistungen im ländlichen Raum wird verbessert, sodass insbesondere älteren Menschen ein längeres, selbstbestimmtes Leben in ihrer gewohnten Umgebung ermöglicht wird.
Projektname: Transferagentur Gute Arbeit in der Region NordWest – TA Gute Arbeit
Projektträger: Bildungswerk ver.di in Niedersachsen e.V. Region Osnabrück
Projektvolumen: 254.676,65 €
ESF-Mittel: 152.805,65 €
Fördergegenstand: Handlungsfeld: Arbeitswelt im Wandel
Die Transferagentur Gute Arbeit in der Region NordWest (TA GA) in OS will in der Region Weser-Ems - zusammen mit ver.di und dem DGB- Service und Dienstleistungen rund um Ansätze und Modelle Guter Arbeit entwickeln. Es werden in der Region dazu Branchenforen, Expertenworkshops und branchenübergreifende Veranstaltungen durchgeführt. Ein Wissensspeicher und eine - auch webbasierte - Austauschplattform rund um "Gute Arbeit" sollen entstehen. Finanziert werden soll insbesondere das dafür erforderliche Personal.
Gute und gesunde Arbeitsbedingungen sind Erfolgsfaktoren für die Verbesserung der Fachkräftesituation in der Wachstumsregion Weser Ems. Die Entwicklung und Verbreitung von Ansätzen und Modellen Guter Arbeit sind zentral für die Gestaltung der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt. Die in der Region neuartige Transferagentur Gute Arbeit will dazu Informationen, Hilfestellungen, Analysen und Orientierung rund um das Querschnittthema Gute Arbeit bieten. Ermittelt und angepasst werden Ansätze und Modelle zur Verbesserung der Arbeit u.a. durch achtsame Personal- und Organisationsentwicklung, demografieorientierte Unternehmensentwicklung, innovative Arbeits(zeit)organisation, Vereinbarkeit von work + life, Gesundheitsförderung, Führung und Weiterbildung, neuartige Lernkonzepte und Arbeitswelten im Wandel durch Digitalisierung (Arbeit 4.0). Zusammen mit den Kooperationspartnern ver.di und DGB wird in der TA GA Know How und Wissen über Ansätze, gute Praxisbeispiele, Standards, sozialpartnerschaftliche Vereinbarungen zu "Guter Arbeit" systematisch mit Fokus auf die regionalen Schwerpunktbranchen Gesundheitswirtschaft und Logistik und branchenübergreifend ermittelt, gebündelt und veröffentlicht. Es werden in der Region dazu Branchenforen, Expertenworkshops und branchenübergreifende Veranstaltungen durchgeführt. Ein Wissensspeicher und eine - auch webbasierte - Austauschplattform rund um "Gute Arbeit" sollen entstehen.
Kontakt: Kristine Ambrosy-Schütze, Tel.: 0441/7992339, Mail: kristine.ambrosy-schuetze@arl-we.niedersachsen.de