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So profitiert Weser-Ems von Interreg

Halbzeit der Programmlaufzeit bei der EU-Förderung für grenzübergreifende Regionen


Seit mehr als 30 Jahren investiert die EU direkt in die grenzübergreifenden Regionen in Europa und fördert mit den Interreg-Programmen die wirtschaftliche Entwicklung und das Zusammenwachsen von Europa. Die Förderung erfolgt in mehrjährigen Programmphasen, aktuell für den Zeitraum 2021-2027.

Wie hat die Region nach der Hälfte der Laufzeit bisher von den verschiedenen Interreg-Programmen profitiert? Hier ein Überblick:

Interreg A Deutschland-Nederland

Als direkte Grenzregion zu den Niederlanden ist Weser-Ems förderfähig im Interreg VI A-Programm Deutschland-Nederland. Mit einem Gesamtbudget von rund 465 Millionen Euro, davon etwa 225 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), zielt das Programm darauf ab, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu stärken und die regionale Entwicklung zu fördern.

Erfolgsbeispiele aus Weser-Ems

1. Ein innovativeres Programmgebiet: Ein zentrales Ziel des Programms ist die Förderung von Innovationen sowie die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU). Die Gartenbauzentrale eG aus Papenburg ist beispielsweise am Projekt „Predictive AI“ beteiligt, das mittels künstlicher Intelligenz die Betriebsabläufe in Gewächshäusern optimiert und so zur Effizienzsteigerung beiträgt. Autonome Kamerasysteme wie Drohnen und Roboter übernehmen zeitaufwändige Aufgaben wie das Zählen und Messen von Obst und Gemüse. Die daraus resultierenden Ernteprognosen werden mit Preisvorhersagen verknüpft, um den Betrieben eine bessere Planung zu ermöglichen.

2. Ein grüneres Programmgebiet: Das Programm legt großen Wert auf Klimaschutz und -anpassungsstrategien. Ein herausragendes Beispiel dafür ist das Projekt „DIWA“. Die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim entwickeln gemeinsam mit den weiteren Projektpartnern grenzüberschreitende Maßnahmen zur Bekämpfung von Dürre, beispielsweise durch die Ausarbeitung von Szenarien und (Kommunikations-)Strategien zur flächendeckenden Erfassung von Dürrerisiken oder die Überprüfung von bestehenden Dürrebekämpfungsmaßnahmen.

3. Zusammen an einem verbundenen Grenzgebiet arbeiten: Die Verbesserung des Zugangs zu Bildung und die Förderung der sozialen Inklusion sind weitere wichtige Ziele. Das Projekt „MyCaDO“ entwickelt eine digitale Aus- und Fortbildungsplattform für die Schifffahrt, um Fachkräfte grenzüberschreitend zu qualifizieren und somit den wichtigen maritimen Arbeitsmarkt in der Region zu stärken. Aus der Region Weser-Ems sind beteiligt: MARIKO GmbH, Atria Learning & Development GmbH, Hochschule Emden/Leer, HR4YOU AG, Lambers Reederei GmbH & Co. KG, Wessels Reederei GmbH & Co. KG, Liberty Blue Shipmanagement GmbH & CO. KG, Delft Schiffahrt GmbH & Co. KG, Reederei Hartmann GmbH & Co. KG, Ems-Achse GmbH, Arbeitgeberverband Ostfriesland/Papenburg.

4. Ein bürgernäheres Europa im Grenzgebiet: Die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Verwaltungen und Institutionen steht ebenfalls im Fokus. So wollen beispielsweise die Nationalparkverwaltung Nieders. Wattenmeer aus Wilhelmshaven, die Ostfriesland Tourismus GmbH aus Leer, das Ökowerk Emden, die Hochschule Emden/Leer und die Int. Dollard Route e.V. aus Warsingsfehn mit dem Projekt „WattenVision“ eine grenzübergreifende Modellregion für nachhaltige Entwicklung und Naturerleben in Europa schaffen. Mit innovativen Maßnahmen soll die grenzübergreifende Wattenmeerregion zu einer der nachhaltigsten Lebensräume und Reiseziele in Europa entwickelt werden. Zielgruppe der Modellregion sind Unternehmen, TouristInnen und BürgerInnen. Die Wattenmeerregion ist insbesondere mit dem UNESCO-Weltnaturerbe ein wichtiger regionaler Faktor für den Naturschutz und Tourismus, auch mit Effekten für andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Sektoren.

Ausblick:

Mit diesen und den weiteren insgesamt 81 laufenden Projekten sind zurzeit etwa die Hälfte der verfügbaren Fördermittel gebunden, so dass weiterhin Projekte unterstützt werden können, die die grenzüberschreitende Zusammenarbeit stärken und nachhaltige Entwicklungen in der Weser-Ems-Region vorantreiben. Interessierte Akteure sind eingeladen, sich über Fördermöglichkeiten zu informieren und eigene Projektideen einzubringen.

Weitere Informationen zum Programm und zu aktuellen Projekten finden Sie auf der offiziellen Website: www.deutschland-nederland.eu.

Interreg B Programme fördern das Zusammenwachsen der europäischen Regionen durch Kooperation und stellen hierfür Mittel aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung.

Interreg B Nordwesteuropa

Das Interreg-Programm für Nordwesteuropa (NWE) ist ein grünes Programm, das Regionen dabei unterstützt, einen nachhaltigen Pfad einzuschlagen und einen intelligenten und gerechten Übergang zur CO2-freien Wirtschaft fördern. Prioritäten der aktuellen Förderperiode (2021-2027) sind: (1) Klima und Umwelt, (2) Energiewende, (3) Kreislaufwirtschaft, (4) Innovation und Resilienz und (5) eine inklusive Gesellschaft. Das Programm umfasst Belgien, Luxemburg, die Niederlande, Irland, Teile Frankreichs und Deutschlands (inkl. Weser-Ems) sowie die Schweiz als nicht-EU-Mitglied.

Das Budget des Interreg NWE-Programms beträgt 310 Mio. Euro, wobei 234 Mio. zum aktuellen Zeitpunkt (Februar 2025) bereits vergeben sind.

Bislang wurden 11 Projekte mit Beteiligung von 17 Organisationen aus dem Amtsbezirk Weser-Ems genehmigt. Im Rahmen des letzten 5. Förderaufrufes wurden 17 Kurzanträge (Step 1) aus Weser-Ems im Januar 2025 eingereicht. Die Entscheidung über die Förderfähigkeit wird Anfang April bekanntgegeben.

Beispielhafte Projekte:

BUFFER+ Das Projekt setzt sich für den Schutz wertvoller Moorgebiete ein. Es werden landschaftsbasierte Lösungen entwickelt, um Moore als Kohlenstoff- und Wasserpuffer zu bewahren. Die Beteiligten Projektpartner aus Weser-Ems - Hochschule Emden-Leer, HTCL und das Ökowerk Emden – entwickeln gemeinsam Ersatzstoffe für Torf in Gartenerden, um dadurch den Torfabbau in Mooren zu reduzieren.

Smart Carbon Farming entwickelt länderübergreifend Lösungen zur Überwachung des Humusgehaltes in Mineral- und Torfböden. Dadurch soll sog. „Carbon Farming“ als Geschäftsmodell erschlossen werden. Das Projektkonsortium testet und implementiert Lösungen auf 15 Pilotbetrieben in fünf Ländern. Am Projekt ist das Kompetenzzentrum 3 N (Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe) beteiligt, welches im Rahmen seines landwirtschaftlichen Netzwerkes einige Versuche durchführen und sich an Maßnahmen zur Weiterbildung und Informationsverbreitung engagieren wird.

Weitere Projekte: https://www.nweurope.eu/projects-themes

Interreg B Nordseeprogramm

Ziel des Programms ist es, die Zusammenarbeit zur Förderung einer grünen und nachhaltigen Zukunft in der Nordseeregion durch seine vier Prioritäten umzusetzen: 1) Robuste und intelligente Wirtschaft, 2) Grüner Umschwung, 3) Klimaresilienz und 4) bessere Governance. Der Programmraum umfasst die an der Küste und deren Hinterland gelegenen Regionen Norwegens und Schwedens, ganz Dänemark und die Niederlande, die flandrischen Provinzen Belgiens sowie küstennahe Regionen in Deutschland und Nordfrankreich.

In der aktuellen Förderperiode VIB (2021-2027) wurden 158 Mio. Euro in Projekte investiert. Zum aktuellen Zeitpunkt (Februar 2025) stehen zunächst keine weiteren Fördermittel für neue Projekte zur Verfügung.

Bis Ende 2024 wurden in der laufenden Förderperiode insgesamt 22 Projekte mit 40 Organisationen aus Weser-Ems genehmigt.

Beispielhafte Projekte

FIER Angesichts der extremen Wetterereignisse der letzten Jahre hat sich das Projekt zum Ziel gesetzt, Hochwasserszenarien, Evakuierungsplanung und Maßnahmen für die Bewusstseinsbildung gemeinsam zu entwickeln. Deutschland wird mit der Jade Hochschule vertreten. Speziell für die Region Wesermarsch ist die Jade Hochschule dabei, relevante Überflutungsszenarien zu identifizieren und entsprechende Strategien zur Unterstützungs- und Evakuationsplanung gemeinsam mit den regionalen Partnerorganisationen zu entwickeln.

SIRR verbindet Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft, um innovative ökonomische Initiativen in ländlichen Räumen angesichts des demografischen Wandels zu generieren. Deutsche Projektpartner sind das Institut VISTRA (Institute of Sustainability Transformation in Rural Areas) und der Start-up Service TrENDi, beide an der Universität Vechta angesiedelt. Als Regionen für den Wissenstransfer sind die Landkreise Vechta und Cloppenburg beteiligt.

Weitere Projekte: https://www.interregnorthsea.eu/explore-projects

Interreg Europe

Das Interreg Europe-Programm fördert durch interregionale Zusammenarbeit die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch zwischen öffentlichen Verwaltungen, öffentlich-rechtlichen Körperschaften sowie privaten, nicht gewinnorientierten Einrichtungen aus den 27 europäischen Mitgliedstaaten, der Schweiz und Norwegen sowie der Staaten Albanien, Bosnien und Herzegowina, Moldau, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Ukraine, die den Status eines EU-Beitrittskandidaten haben.

Schwerpunkt dieses Förderprogramms ist die Verbesserung der politischen Instrumente (Förderprogramme, Handlungsstrategien etc.) in den Städten und Regionen, indem öffentliche Akteure und Behörden an gemeinsamen regionalpolitischen Aufgabenstellungen arbeiten.

Projekte können unter allen politischen Zielen durchgeführt werden: 1) Ein wettbewerbsfähigeres und intelligenteres Europa, 2) Ein grünerer, CO2‑armer Übergang zu einer CO2‑neutralen Wirtschaft und einem widerstandsfähigen Europa, 3) Ein stärker vernetztes Europa durch die Steigerung der Mobilität, 4) Ein sozialeres und inklusiveres Europa durch die Umsetzung der europäischen Säule sozialer Rechte, 5) Ein bürgernäheres Europa.

Das Programmbudget des Programms in der laufenden Förderperiode betrug 394 Mio. Euro. Zum aktuellen Zeitpunkt (Februar 2025) stehen keine weiteren Fördermittel für neue Projekte zur Verfügung.

Das ArL Weser-Ems freut sich über zwei im Dezember 2024 genehmigte Projekte:

Women on Bord Die maritime Wirtschaft ist europaweit von Unterrepräsentanz der Frauen stark geprägt. Vor diesem Hintergrund konzentriert sich das Projekt darauf, vorherrschende Geschlechterstereotypen aufzubrechen, indem der Frauenanteil in Ausbildungsprogrammen der maritimen Wirtschaft erhöht und ein sichereres, integrativeres Arbeitsumfeld geschaffen wird. Zu diesem Zweck werden die Projektpartner und ihre Stakeholder aus Albanien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Norwegen, Rumänien und Zypern Erfahrungen austauschen und bewährte Praktiken weitergeben, um wirksame politische Maßnahmen zu entwickeln. Aus Deutschland beteiligen sich die Mariko GmbH und das ArL Weser-Ems.

PEAT EU Moore erbringen wichtige Ökosystemleistungen für Gesellschaft und Wirtschaft im Kampf gegen den Klimawandel, z. B. Klimaregulierung, Schutz vor Überschwemmungen, Trinkwasserversorgung, Artenvielfalt. Gleichzeitig werden sie immer noch abgebaut und leiden unter extremen Wetterereignissen wie Starkregen und Dürren. Das Projekt zielt darauf ab, die Entwicklung effektiver politischer Instrumente zu beschleunigen, bei denen die nachhaltige Bewirtschaftung, Erhaltung und Wiederherstellung von Mooren im Mittelpunkt steht. Das Projektkonsortium besteht aus Vertretern und Vertreterinnen von Behörden und Interessenvertretern aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Litauen, Montenegro, Portugal, und der Ukraine. Deutscher Partner ist das ArL Weser-Ems.

Ausblick

Künftige Förderaufrufe

Interreg-Programme Nordwesteuropa, Nordsee und Europe planen 2025 sog. Kapitalisierungsevents, um die erarbeiteten Ergebnisse sichtbarer zu machen sowie die Synergien zwischen den Projekten zu identifizieren. Darüber hinaus sind weitere Calls für Kleinprojekte bzw. Calls für die Verlängerung von laufenden Projekten unter der Voraussetzung des Mittelrückflusses angedacht.

Veranstaltungen

· Am 25.06.-26.06.2025 findet die Nordseekonferenz 2025 in Oldenburg statt. Es handelt sich um eine gemeinsame Jahreskonferenz der Nordseekommission und des Interreg- Nordseeprogramms, die jedes Jahr in einer anderen Nordseeregion stattfindet. 2025 wird sie im Rahmen der Mitwirkung im Interreg Nordseeprogramm und der Nordseekommission von Niedersachsen als Gastgeber gehostet.

· Am 19.-20 März veranstaltet das Interreg Europe Programm seine Jahreskonferenz „Europe, let's cooperate! 2025“ in Kraków (Polen). Der Anmeldeschluss ist der 27.02.2025.

  Bildrechte: Mariko

Interessantes Arbeitsfeld für Frauen: Einsatz im Fast Rescue Boat.


  Bildrechte: Ökowerk Emden
Das Projektkonsortium von BUFFER+ besucht das Ökowerk Emden.
  Bildrechte: Uni Vechta
Internationales Projektpartnertreffen von SIRR in Vechta.
  Bildrechte: Ilona Heijen, ArL-WE
Start des Projekts "MyCaDo": Landesbeauftragter Nikolaus Jansen im Mariko Leer
  Bildrechte: Ilona Heijen, ArL-WE
Deutschland, Europa, Niederlande: Symbolischer Flaggenschmuck zum Interreg-Treffen

Artikel-Informationen

erstellt am:
12.02.2025
zuletzt aktualisiert am:
13.02.2025

Ansprechpartner/in:
Dr. Marta Jacuniak-Suda

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