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Lebendiges Beispiel für das Friedensprojekt Europa

Großenkneten feiert 50 Jahre Partnerschaft mit Evergem in Belgien – Ursprung liegt in einer hoffnungsvollen Geschichte aus dem zweiten Weltkrieg


Großenkneten. „Städte- und Gemeindepartnerschaften wie die Ihre haben Grundsteine dafür gelegt, dass sich trotz der Gräueltaten der Deutschen im zweiten Weltkrieg das Friedensprojekt Europa entstehen konnte.“ Das sagte der Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung Weser-Ems, Nikolaus Jansen, am 9. März in seinem Grußwort zum 50-jährigen Bestehen der Kommunalpartnerschaft zwischen Großenkneten und dem belgischen Evergem. In einer Feierstunde im Schulzentrum Ahlhorn betonte Jansen die Bedeutung von kommunalen Partnerschaften über Grenzen hinweg: „Sie haben mit Ihrem Beispiel bewiesen, dass uns Europäer mehr verbindet als trennt.“ Großenkneten feierte das Goldene Jubiläum drei Tage lang mit einer großen Delegation aus der Partnergemeinde.

Der Ursprung der einzigartigen Partnerschaft liegt in dunklen Zeiten: Alfred Brommelmeier aus Sandhatten und Gert Slump aus Huntlosen hatten als deutsche Offziere während des 2. Weltkriegs in Evergem ihren engen Spielraum unter den Bedingungen des Regimes mutig genutzt, um sieben junge Männer aus Evergem entgegen den Plänen der Zwangsarbeitsverwaltung, die sie in einer bombengefährdeten Munitionsfabrik einsetzen wollten, in die relative Sicherheit eines Einsatzes auf Bauernhöfen im Oldenburger Land zu versetzen. Dieses Zeichen von Mut und Menschlichkeit habe ihn tief berührt, sagte Jansen.

Und es wurde auch in Flandern nicht vergessen. Knapp 30 Jahre nach Kriegsende hatten Verwandte der jungen Männer aus Evergem per Telefon den Faden wiederaufgenommen, sich bei den beiden ehemaligen Offizieren gemeldet. Aus den daraus entstandenen persönlichen Verbindungen entstand die Partnerschaft, die 1974 offiziell besiegelt wurde und bis heute in vielen privaten und offiziellen Begegnungen lebendig geblieben ist.

Diese gemeinsame Geschichte sei für ihn ein Ansporn, in der grenzübergreifenden Arbeit des Amtes für regionale Landesentwicklung nie nachzulassen, sagte Jansen: „Projekte, die in den Grenzregionen gemeinsam entwickelt, finanziert und verwirklicht werden, sind nicht allein Investitionen in die Wirtschafts- und Infrastruktur. Sie stehen auch für gemeinsam Geschaffenes, das den Gedanken an nationale Isolation und Gegnerschaft ad absurdum führt.“ Verständnis und gemeinsame Ziele über Grenzen hinweg seien beim zweiten Hinsehen auch Friedensprojekte und die Arbeit in den Interreg-Programmen der EU daher eine Herzensangelegenheit.

In der Partnerschaft von Kommunen zweier ehemals verfeindeter Länder machte der Landesbeauftragte auch ein Hoffnungszeichen für aktuelle Konflikte aus: „Vorurteile und Vorbehalte können sich nur im menschlichen Miteinander auflösen. Es besteht die Hoffnung, dass Feinde heutiger Kriege in Europa diese Chance eines hoffentlich nicht allzu fernen Tages ebenfalls nutzen. Mancher mag diese Hoffnung naiv nennen. Aber die heutige Feier straft hoffnungslose Pessimisten Lügen.“

Angesichts der Europawahlen im Juni drückte Jansen die Hoffnung aus, dass sich Kräfte durchsetzen, die weiterhin konstruktiv am Projekt Europa arbeiten wollen, um Frieden, Freiheit und Wohlstand zu erhalten.

  Bildrechte: ArL-WE
Bürgermeister Thorsten Schmidtke und Daniël Notteboom vom Verbroederingscommissie Evergem
  Bildrechte: Arl_WE
Musikalische Begleitung des Festakts.

Artikel-Informationen

erstellt am:
11.03.2024
zuletzt aktualisiert am:
05.04.2024

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